Die Blätter fallen und die Tage werden kürzer...
Geposted von Marcus Behrend am
...und Zeit, darüber nachzudenken, langsam das benzinschlürfende Schätzchen auf die Überwinterung vorzubereiten, sofern es nicht auch in der kalten Jahreszeit bewegt werden soll.
Wie für uns Menschen ist auch für den Old- oder Youngtimer regelmäßige Bewegung eine gute Sache, denn alles wird wieder geschmiert, durchlüftet, Feuchtigkeit rausgeblasen,... Insofern, wer will, kann durchaus auch im Winter bei entsprechenden Temperaturen und trockenen (und salzfreien) Straßenverhältnissen sein automobiles Kulturgut bewegen. Manchmal muss die dunkle Jahreszeit aber auch für einen Werkstattaufenthalt oder Reparaturen genutzt werden. Dann kann man sich vielleicht den einen oder anderen Schritt sparen.
Hier nun ein paar Tipps, wie Ihr Euer Edelmetall auf den Winterschlaf vorbereiten könnt und es dann im Frühjahr fit und einsatzbereit ist:
- Sofern noch nicht vorhanden, kümmert Euch frühzeitig um eine geeignete Unterkunft, die trocken, möglichst staubfrei, sicher, ohne Zugang durch Dritte, dunkel und kühl (aber frostfrei) sein sollte. Künstliche Beleuchtung schadet natürlich nicht, jedoch große Fensterflächen, durch die eine wechselnde Aufheizung und Abkühlung entstehen kann, sollten vermieden werden (auch der Sicherheit wegen).
- Beginnt mit einer technischen Durchsicht und Wartung: funktioniert alles, sitzt alles (Schrauben, Scharniere, Fahrwerk, Beleuchtung, Bremsen,...) wie es sein soll? Falls nicht, ist jetzt ein guter Moment, sich während der naturgegebenen Ruhezeit darum zu kümmern. Weiterhin freut sich das "Alteisen", wenn entsprechende Punkte gefettet oder auch alle Schlösser und Schlossmechanismen geölt werden.
- Öl- und Filterwechsel: ja, am Ende der Saison! Damit werden alle Ablagerungen, Wasser, unerwünschte Substanzen, die sich im Öl und im Kreislauf befinden, entfernt und können während der Standzeit keinen Schaden (z.B. Korrosion and den Zylinderlaufbuchsen) anrichten. Außerdem gibt das neue Öl eine frische, schmierende Schutzschicht vor dem Winter. - Das Auto sollte danach nochmal gefahren werden beziehungsweise der Motor richtig auf Temperatur gebracht werden. Wer möchte, kann ein Mittel zur Motorinnenkonservierung in den Vergaser sprühen.
- Fahrzeugpflege: Damit sich kein Schmutz, der möglicherweise noch auf der Karosserie ist, sich in den Lack frisst oder an anderer Stelle zu Korrosion führt, wascht das Auto gründlich. Fangt innen mit diesen Schritten an: Aussaugen, falls nötig, die Teppiche reinigen, das Leder reinigen und anständig mit Pflegemittel massieren, Kunststofflächen säubern und ebenfalls mit Pflegemitteln behandeln, damit alles geschmeidig bleibt und Rissbildung verhindert wird. Achtet aber vor dem Abdecken darauf, dass der Innenraum wieder durchgetrocknet ist. Bei der anschließenden Außenreinigung fangt mit den Felgen an und arbeitet Euch dann von den großen Flächen zu den kleinen Ecken und Radläufen, damit jeglicher Schmutz entfernt wird. Je nach Lackzustand könnt Ihr das Schätzchen auch "abkneten", das heißt, mit Spezialknetmasse den letzten Schmutz aus den Poren/Kratzern holen und es anschließend polieren sowie mit Wachs versiegeln. Das wäre natürlich der optimale Weg. Tür-, Haubengummis und Kunststoffscheiben solltet Ihr mit Pflegemittel behandeln sowie Cabrioverdecke imprägnieren.
- Feuchtigkeit, Fenster, Cabrioverdecke: Um Feuchtigkeit etwas aus dem Motor und Abgassystem rauszuhalten, möglichst fusselfreie und leicht ölgetränkte Lappen in die offenen Ansaugstutzen des Luftfilters sowie auch in das/die kalte/n Auspuffendrohr/e stopfen. Cabrioverdecke (aus Stoff) solltet Ihr nicht aufklappen oder ganz schließen und Verdeckkästendeckel solltet Ihr auch nicht komplett schließen, sondern nur einrasten. Dadurch bleiben Drahtzüge, Dichtgummis und der Stoff entlastet und sollten länger Freude bereiten. Manche schließen aus demselben Grund (Entlastung der Gummis) auch die Hauben und Türen nicht komplett. Bedenken solltet Ihr dabei jedoch, dass gerade die Türen dabei eventuell stärker auf den Scharnieren lasten und diese dann irgendwann "durchhängen". Sollten die Türen geschlossen sein, solltet Ihr für eine gewisse Durchlüftung zwei Fenster einen geringen Spalt offen lassen. Damit es im Innenraum dann nicht zu feucht wird, könnt Ihr Entfeuchtungsmittel im Fußraum platzieren. Ein geöffneter Sack Katzenstreu ist eine gute Alternative.
- Tanken und Reifendruck: Wer bis zu diesem Schritt noch nicht getankt hat, sollte dies jetzt tun, und zwar randvoll. Dabei kann ein Benzinstabilisator (je nach geplanter Standzeit) ebenfalls sinnvoll sein. Die Tankfüllung ist auch für Youngtimer mit Kunststofftank sinnvoll, denn moderne Kraftstoffe sind hygroskopischer als frühere, wodurch eventuelle Feuchtigkeit aus der Luft in einem nicht vollen Tank vom Benzin aufgenommen wird und sich später negativ auf Motorkomponenten auswirken kann. Um "Standplatten" zu vermeiden, solltet Ihr Reifendruck auf 3 bis 3,5 bar erhöhen (je nach Fahrzeug und Normaldruck) und das Auto hin und wieder vor oder zurück rollen. Wer will, kann auch auf Reifenschuhe zurückgreifen - ist kein Muss, schadet aber auch nicht.
- Aufbocken: ...ist ein interessantes Thema. Grundsätzlich können dadurch Standplatten vermieden werden. Die vollständige Entlastung schadet jedoch auf Dauer den Stoßdämpfern. Daher ist bei den meisten Fahrzeugen nur ein leichtes Anheben zu empfehlen. Wer einen Sportwagen aus Zuffenhausen sein eigen nennt, der von Drehstäben gefedert wird, sollte gänzlich aufs Anheben verzichten. Die Drehstäbe verfügen nämlich über eine gewisse Vorspannung, so dass die Drehstäbe im Stand und im Normalfall den optimalen Grundzustand haben. Wird das Auto angehoben oder aufgebockt, entsteht eine Torsion/Belastung für die Drehstäbe, die sich auf Dauer nachteilig auswirken kann. Je nach dem, ob Ihr aufbockt und wie weit, ist sinnvoll, die Handbremse zu lösen und den Gang rauszumachen oder bei Automatik auf neutral zu stellen und vorher natürlich das Fahrzeug durch Keile gegen Wegrollen zu sichern.
- Nun solltet Ihr die Batterie ausbauen, "kellerkalt"/frostfrei lagern und dabei hin und wieder oder mit dem entsprechenden Gerät im Erhaltungsmodus aufladen. Manche lassen die Batterie auch am Ladegerät auf Erhaltungsladung eingebaut und angeschlossen.
- Je nach Standort und Situation wollt Ihr vielleicht noch Diebstahlsicherungen im oder am Auto anbringen wie eine Lenkrad-/Pedal-/Schaltungs- oder Reifenkralle. Versteckt eingebaute GPS-Tracker (kleine "Handysender") mit Zusatzbatterien können ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung sein.
- Nach all diesen lohnenswerten Arbeiten ist es Zeit, sich vom Schätzchen zu verabschieden und eine Autoschutzdecke auf das vollständig trockene Gefährt zu legen, damit es geschützt ruhen kann.
All diese Schritte sollten dafür sorgen, dass Euer "zweitbestes Stück" nicht nur für die Überwinterung bestens gepflegt und vorbereitet, sondern im Frühjahr auch direkt startbereit ist und Ihr direkt losbrummen könnt. Wer den Technikcheck vor dem Winter vernachlässigt, kann durchaus in die Lage kommen, das Auto bei den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr zunächst warten oder in die Werkstatt bringen zu müssen, wo schon etliche Fahrzeuge stehen, während die "vorbereiten Leser" schon die ersten Runden genießen.
Die obigen Schritte erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit und können in Abhängigkeit vom Fahrzeugtyp stark variieren. Im Zweifelsfalle wendet Euch an den für Euren Fahrzeugtypen erfahrenen Fachmann. Über Fragen und Anregungen freuen wir uns jederzeit!
Allzeit knitterfreie Fahrt wünscht Euch
AIR COOLED STYLE